Das Detailhandelsjahr 2025 in fünf Punkten: Abgänge, Zuzüge und viel Ärger
Migros und Coop sind die Platzhirsche im Schweizer Detailhandel, der im Jahr rund 100 Milliarden Franken Umsatz erzielt. Doch ihre Konkurrenz ist grösser, stärker und vielfältiger geworden. Der Kampf um das günstigste Angebot ist noch lange nicht ausgefochten. Das zeigt ein Blick zurück auf das Detailhandelsjahr 2025.
Diese Läden gibt es nicht mehr
Im Januar ging es los: Die deutsche Dekokette Depot, die zwischendurch auch zur Migros-Familie gehörte, meldete Konkurs an, die 34 Filialen in der Schweiz mussten schliessen. 300 Mitarbeitende verloren ihren Job.
Im selben Monat gab Coop bekannt, dass man den Lizenzvertrag mit der britischen Kosmetik-Kette The Body Shop nach 15 Jahren nicht verlängern werde. Bis Ende Mai wurden alle 33 Geschäfte geschlossen. 108 Angestellte waren von diesem Entscheid betroffen. Ihnen wurde eine interne Weiterbeschäftigung angeboten.
Im Februar schloss dann das Traditionshaus Jelmoli an der Zürcher Bahnhofsstrasse für immer seine Türen.
Seit Anfang Juli herrscht auch bei Alnatura Gewissheit. Alle 25 Supermärkte, die hierzulande von der Regionalgenossenschaft Migros Zürich als Franchise-Partnerin geführt wurden, gehen spätestens Ende Jahr zu. Denn die Migros hatte sich im Zuge ihrer Reorganisation entschlossen, auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren – ohne die deutsche Bio-Kette. Das hatte sie im Februar bekannt gegeben.
Alnatura versuchte zwar, einen neuen Partner in der Schweiz zu finden, um die Geschäfte weiterzubetreiben. Aber ohne Erfolg. Die Migros versprach derweil, allen 260 betroffenen Angestellten ein alternatives Stellenangebot zu unterbreiten.
Der Kampf der Drogerien
Des einen Leid ist des anderen Freud: Die stark expandierende deutsche Drogeriekette Müller, die sich vor zwei Jahren bereits die Spielzeugfilialen von Franz Carl Weber einverleibt hat, zieht an zehn ehemaligen Alnatura-Standorten ein. Für Müller geht es auch darum, den Konkurrenten aus der eigenen Heimat hierzulande fernzuhalten. Denn Ende 2024 lancierte Rossmann seine Expansion in die Schweiz und setzte diese 2025 fort.
Noch ist Müller deutlich im Vorteil. Die Kette bringt es auf 90 Schweizer Standorte, gegenüber 11 von Rossmann. Auf europäischer Ebene sehen die Kräfteverhältnisse jedoch anders aus, wie die «Bilanz» kürzlich berichtete: Dort zählt Müller 957 Filialen, Rossmann deren 5000.
Diese Läden sind neu hinzugekommen
Die Konkurrenz wird nicht kleiner: Im April eröffnete der niederländische Billig-Discounter Action seine erste Filiale in der Schweiz. Mittlerweile zählt er 8 Läden. Zudem hat im November der US-Gigant Costco einen Mega-Store in Frankreich eröffnet, nur gerade 25 Autominuten von der Schweizer Grenze entfernt.
Neue Zoll-Hürde kann Einkaufstourismus nicht stoppen
Per Anfang Jahr wurde die Zollfreigrenze pro Einkauf und Person von 300 auf 150 Franken gesenkt. Das hat gemäss Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) den Einkaufstourismus bei bestimmten Warengruppen wie Einrichtungsgegenständen oder Drogerieartikeln gebremst, nicht jedoch für Lebensmittel. 2025 gab die hiesige Bevölkerung laut Seco-Angaben fast 4 Milliarden Franken in Lebensmittelgeschäften ausserhalb der Landesgrenzen aus. Das sind 800 Millionen Franken mehr als noch vier Jahre zuvor. Der starke Franken spielt dabei eine zentrale Rolle.
Der Kampf gegen Temu, Shein und Co. nimmt Fahrt auf
Die chinesischen Billigplattformen haben mit ihrer Paketflut den hiesigen Detailhandel und die Behörden aufgeschreckt. Nachdem Konsumenten- und Detailhandelsverbände beim Bund Beschwerden gegen Temu eingereicht hatten, konnte das Seco im April den Betreiber der chinesischen Plattform dazu bringen, Änderungen an seiner Plattform vorzunehmen: So darf er die Kundschaft nicht mehr mit Meldungen wie «Beeilen Sie sich!» unter Zugzwang setzen, und Temu muss die angepriesenen Rabatte transparenter ausweisen.
Noch weiter ging die französische Regierung von Emmanuel Macron: Sie wollte die chinesische Plattform Shein gar für ein paar Monate sperren, nachdem dort Sexpuppen mit Kinderoptik feilgeboten wurden. Verkäufe von Waffen und nicht zugelassenen Medikamenten sorgten für weiteren Ärger. Doch die Richter pfiffen die Regierung zurück. Shein wird nicht gesperrt, doch der Unmut bleibt. (aargauerzeitung.ch)
